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Katholische Theologie


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XII. internationales und interdisziplinäres Seminar des Stipendienwerkes Lateinamerika-Deutschland e.V. vom 20.-23. August 2018 in Bogotá, Kolumbien, gefördert vom DAAD und der Bischöflichen Aktion Adveniat: „Religion als Ressource für eine befreiende Entwicklung“

19.-23. August 2018

In Kooperation mit dem Philosophen Prof. Dr. Vicente Durán SJ von der Partneruniversität der Universität Osnabrück in Kolumbien, der Pontificia Universidad Javeriana in Bogotá, hat Frau Prof. Dr. Margit Eckholt in Kooperation mit dem Stipendienwerk Lateinamerika-Deutschland e.V. ein vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördertes Alumni-Seminar durchgeführt. Über 80 ehemalige Doktoranden und Doktoran­dinnen deutscher Universitäten aus 11 lateinamerikanischen Ländern haben an der Tagung teil­ge­nommen.

Das internationale Seminar hatte als Leitmotiv die Perspektive der „Religion als Ressource für eine befreiende Entwicklung“ und erinnerte an die 50-Jahr-Feier der 2. Generalversammlung des latein­amerikanischen Episkopats in Medellín. Für die lateinamerikanische Kirche war die Konferenz der Ausgangspunkt für ein neues ortskirchliches Bewusstsein und den spannenden und schmerzhaften Prozess des Aufbrechens einer in koloniale Strukturen der „cristiandad“ („Christenheit“) und mit den Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verwobenen Kirche, hin zu einer Kirche an der Seite der Armen, der Ausgeschlossenen, der um ihre Rechte gebrachten Campesinos oder Arbeiter. Die katholische Kirche hat sich zu einer neuen sozialen Akteurin und einer auch weit über kirchliche Kreise hinaus anerkannten Institution im Dienst sozialen Wandels, der Menschenrechte, einer gerechten und armenorientierten Entwicklung und der Friedensarbeit entwickelt. Der Erneuerungs­prozess, den das 2. Vatikanische Konzil (1962-1965) für die katholische Kirche bedeutet hat (ver­bunden mit Religionsfreiheit, Menschenrechten, ökumenischem und interreligiösem Dialog, neuen Partizipationsstrukturen in der Kirche, der Bedeutung von Laien und sozialen Bewegungen usw.), wurde mit dieser Konferenz im lateinamerikanischen Kontext umgesetzt. Befreiungstheologien, -Philosophien und -Pädagogiken wurden in der Folge dieser Konferenz entwickelt. Diese Denktra­ditionen bilden heute noch zentrale Re­fe­renz­punkte, auch weit über den lateinamerikanischen Kon­text hinaus in einer interkulturellen Perspektive, um in Kontexten zunehmender Ungleich­heit, Ausgrenzung und Gewalt die Rolle von Religion im Kontext der Ent­wick­lungs­arbeit zu klären und Reli­gion als „Ressource befreiender Entwicklung“ zu er­schließen. Auch wenn Lateinamerika in den letzten Jahren große Veränderungen durchlaufen hat, Säkularisierungsprozesse auf der einen und religiöse Pluralisierung – vor allem durch das Wachsen der Pfingstbewegung – auf der anderen Seite zunehmen, so ist der Blick auf Lateinamerika insofern von Relevanz, als mittlerweile über 40% der Katholiken weltweit in Lateinamerika leben. Das hat Auswirkungen auf die ka­tho­li­sche Kirche und ihre Entwicklungsstrategie in den westlichen Ländern, auch in Deutschland, und  muss gerade darum auch von staatlicher und gesellschaftlicher Seite wahrgenommen werden. Die vor 50 Jahren ange­stoßenen Erneuerungsprozesse im Sinne „befreiender Entwicklung“ und der Stärkung der verschie­denen sozialen Akteure und Akteurinnen sind heute wieder neu zu erschließen, worauf auf der Tagung in Bogotá der an der Georgetown-University in Washington lehrende Religionssoziologe José Casanova hingewiesen hat.

Auf der Tagung an der Universidad Javeriana wurde auch der Beitrag des Stipendienwerks Latein­amerika-Deutschland (spanisch: Intercambio cultural alemán-latinoamericano, ICALA) zur Ausbildung der neuen Gestalt von Theologie und Philosophie in Lateinamerika beleuchtet. Das Stipendienwerk hat den Prozess der Ausgestaltung der lateinamerikanischen Befreiungstheologie und einer in die lateinamerika­nischen Realitäten inkulturierten Philosophie durch die Vergabe verschiedener Stipen­dien an Theologen, Philosophen und Pädagoginnen aus Lateinamerika begleitet. Vor Beginn des Seminares fand am 19. und 20. August ein Alumni-Workshop statt, in dem die Arbeit der 14 Partner­gremien von ICALA in Lateinamerika und des deutschen Kuratoriums in den vergangenen drei Jahren evaluiert und neue Arbeitsschritte geplant worden sind. Der Workshop mündete in ein wissenschaft­liches Symposium aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Stipendienwerkes Lateinamerika-Deutsch­land e.V., bei dem einer der Gründer des Stipendienwerkes, der emeritierte Tübinger Dogmatiker Prof. Dr. Peter Hünermann  einen Vortrag gehalten hat.