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Um was geht es im Fach Historische Theologie – Kirchengeschichte?
Historische Theologie
Der Jude Jesus verbreitete seine Lehre durch Handlungen und Predigten. Seine Jüngerinnen und Jünger verkündeten nach dem ersten Ostern Jesu Auferstehung vom Tod und verbanden ihre Auferstehungserfahrung mit dem, was sie als Augen- und Ohrenzeugen von Jesus zu erzählen wussten. Erst jetzt entstanden die ersten schriftlichen christlichen Quellen, beispielsweise die neutestamentlichen Texte. Und auf deren Grundlage begann sich eine christliche Theologie zu entwickeln. Dieser Prozess dauert bis heute an und steht in enger Verbindung mit den theologischen Teildisziplinen.
In der Historischen Theologie geht es darum, die geschichtlichen Rahmenbedingungen zu untersuchen, die Einfluss auf den Fortschritt in der Theologie genommen haben, und zu verstehen, warum es zu Fehlentwicklungen und Spaltungen gekommen ist. Das Ziel von Lehrveranstaltungen mit dem Schwerpunkt auf der Historischen Theologie ist zu erkennen, dass «die Theologie» kein einheitliches, erratisches Gebilde ist, sondern in Abhängigkeiten von Ort und Zeit steht und sich kontinuierlich plausibilisieren musste, um relevant zu bleiben.
Kirchengeschichte
Kirchengeschichte ist eine eigenständige historische Wissenschaft. Für Ihr Theologiestudium bedeutet das, Sie arbeiten methodisch im Wesentlichen wie in der «Profangeschichte», die Sie im Schulunterricht in Grundzügen kennengelernt haben: Sie setzen sich mit schriftlichen Quellen auseinander, lernen deren Zuverlässigkeit zu bewerten und die Inhalte vor dem Hintergrund ihres zeitlichen Kontextes zu interpretieren; Sie suchen nach archäologischen Objekten oder betrachten artifizielle Gegenstände wie Denkmäler, Kirchenbauten oder Gemälde und fragen nach ihrem geschichtlichen Sitz im Leben, ihrem ursprünglichen Zweck und dem Kontext ihres Entstehens (und Vergehens); und Sie suchen nach Spuren des Glaubens bei Menschen aus unterschiedlichen Zeiten.
Thematisch geht es darum, die Entwicklung der Kirche als Institution zu erschliessen, einigen ihrer «Fürsten» — Päpste und Bischöfe — zu begegnen und ihre «Prominenten» — wichtige theologische Vor- und Nachdenker sowie zahlreiche Heilige — kennenzulernen.
Das Ziel der Beschäftigung mit der Kirchengeschichte ist es, die Kirche als theologische, institutionelle und politische Grösse zu verstehen, um ihre historische Gestalt aus zeitlicher Distanz heraus angemessen reflektieren sowie Ereignisse, Personen und Entwicklungen substanziell beurteilen zu können.
Doch auch die soziologische Dimension findet ihren Platz, denn Kirchengeschichte ist zugleich auch eine Glaubensgeschichte und damit auch eine Geschiche von Glaubenden. Deshalb ist nicht nur die Kirche in ihren verschiedenen Gemeinschaftsformen für unser Fach relevant, bisweilen interessiert uns auch der oder die einzelne Glaubende mit der jeweiligen Glaubensgeschichte.
Kirchengeschichte ist darüber hinaus auch ein kulturkundliches Fach. Deshalb bietet es sich an, für das Studium und die vertiefende Forschung Überschneidungen mit der Kunstgeschichte, der Musikwissenschaft, aber auch mit Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften zu identifizieren und interdisziplinär zu behandeln.
Die Kirchengeschichte ist also nicht das Kuriositäten- und Antiquitätenkabinett der Kirche, sondern trägt ganz wesentlich zu ihrem Selbstverständnis bei und ist daher ein wichtiger Bestandteil der Lehre von der Kirche, der Ekklesiologie. Sie ist anschlussfähig an zahlreiche andere Disziplinen und kann zu inspirierenden fächerübergreifenden Fragestellungen anregen. Deshalb geht es beim Studium nicht in erster Linie um Daten und Namen, sondern um geschichtliche Entwicklungen und Zusammenhänge. Und über allem steht immer die Frage, welche Bedeutung die Vergangenheit für die Gegenwart haben kann.